Mein ganz persönlicher Fragenkatalog

Ich hätte da mal ein Anliegen.

Entschuldigen Sie, wenn ich störe,

aber mich würden da so einige Sachen interessieren.

Ich würde zum Beispiel gerne erfahren,

ob Sie die Augenfarbe Ihres besten Freundes kennen.

Oder ob Sie wissen, wieviel Stück Zucker

Ihre Großmutter zum Kaffee nimmt.

Ob Ihre Frau Rosen auch wirklich mag.
Mein ganz persönlicher Fragenkatalog weiterlesen

Werbung

The Wait

I dream in the light of thy dying day

of soups and of milkshakes,

of comforting blankets

and of the freedom to choose the time of the dawn.

The night, it creeps up from behind a dark curtain

of roses and freedom,

and renders its loot,

drops the stars at your feet in the last breath of coming.

The coffee cups are ready, steaming

a yawn,

yielding the promise of a dawn to remember,

forever,

wherever that is.

I sit at the table armed with love for the dying

day and your body

wrapped in grass

and in leather, in the breath of a dream I have long stopped to dream.

The front door is tired of my looks, my desire

for you and the promise

of a warm cup of sand

in my fingers, my hands you have bound with your call.

On the rim of the wineglass

I can remember your fingers,

can remember your lips.

Wherever they are.

© eva, oct. 00

Ein Feen-Märchen

In der Nacht, in der ein Schwarzes Loch in unserer Beziehung auftauchte, erzählte ich dir ein Märchen über Feen.  Wie alle Naturphänomene war es anfangs schwer zu erklären, zu verstehen; es würde Monate und Jahre an Nachforschungen und Grabungen brauchen, mit Schaufeln und Löffeln und manchmal sogar mit Fingernägeln.

Kann die Blutkruste größer sein als die Narbe?
Ein Feen-Märchen weiterlesen

Kaleidoskop

Ein Kaleidoskop

aus Wahrheit und Lüge, aus Bildern gemalt

mit dem Bedürfnis nach

Perfektion.

Ketten der Erinnerung

an deinem geistigen Bein,

und mit jedem Schritt in die Ferne verbreiten sie

ein Aufflackern von Erinnerungen aus Katzensilber.

Erkennende Verständnislosigkeit,

wichtige Zeichen, bedeutungslos,

ein Wollfaden im Labyrinth der

großen, ach so großen Welt.

Oft wünschst du, du könntest es abnehmen,

das Kostüm der Entfernung, den Panzer der Zugehörigkeit,

wie das Cape, den Zylinder des Gauklers,

in die Ecke geworfen nach dem Verlöschen des Scheinwerferlichts.

Doch sobald du ihn löst, den Verschluss, der das Cape hält,

du wie in Verehrung den Hut ziehst vor einem nicht immer gewogenen Publikum,

da trifft er dich ins Gesicht, ins Herz, ins Gehirn, der Novemberwind

des gewählten Exils.

© Eva, Jan. 99

Der Versuch

Mich hat gerade die Inspiration überfallen, ohne Warnung, mir fehlt es wohl an Tarnung,

oder an Konsequenz in meiner Existenz, was das Nichtstun betrifft.

Ich hab’s mir gerade bequem gemacht auf meiner Couch mit einer Tafel Schokolade,

der Film fängt gleich an, ich merk’s, wie ich mich entspann –

doch nein! – das kann doch sein, mir fällt gerade was ein,

überwindet die Balustrade in meinem Hirn.

Ich hab doch gesagt, ich schreib nie wieder was, denn ich kann es nicht,

ihnen gerecht zu werden, den Beschwerden des Seins und des Meins und Deins –

und schon gar nicht den unsren.

Und so hab ich es versucht, hab das Papier verflucht, die Stifte und den Computer,

wurde rot wie ein Puter, wenn mich jemand mal drauf ansprach,

auf meine Schreiberei, stammelte:

„Nicht das Gelbe vom Ei, und außerdem liegt grade mein Hirn brach.“

Doch nun sitze ich hier, trinke mein Bier, der Film fängt gleich an,

doch ich kann mich nicht konzentrieren, muss grad Verse sezieren

und Reime und Rhythmus und so… vielleicht geh ich mal aufs Klo

und schau, was man so tun kann gegen diesen Angriff der Inspiration,

vielleicht ist es ja ein Hohn, das Schicksal will mir was sagen, vielleicht,

dass es auf alle Fragen doch einen Antwortsatz gibt, der wahr ist, natürlich rar ist, doch völlig klar ist, wenn man es so bedenkt, wäre es doch verschenkt und alles im Eimer

bei der Familie Beimer!

Und so steh ich von der Muschel auf, hör auch zum Kuscheln auf,

und setz mich auf meinen hinteren

Sessel.

Ich hab’s so oft versucht, hab das Papier verflucht, die Stifte und den Computer,

wurde rot wie ein Puter, wenn mich mal jemand drauf ansprach,

auf meine Schreiberei, stammelte:

„Nicht das Gelbe vom Ei, und außerdem liegt grade mein Hirn brach.“

Doch wenn man’s recht betrachtet, Ausreden mal verfrachtet oder gleich ganz verachtet,

waren das alles nur lahme Entschuldigungen. Ab jetzt will ich keine Huldigungen,

aber auch keine Duldungen, ich will nur Schreiben, ganz dabei bleiben,

will sie fühlen, die Ketten aus Worten und orten die Gedanken, die sich übermütig ranken,

manchmal werd ich natürlich sicherlich schwanken, werd mich mit mir selbst zanken,

doch ich werd nicht aufhör’n, denn ich habe zu danken: Ihnen, verehrtes Publikum,

für’s Zuhör’n und Applaudieren, ich kriech auf allen Vieren

vor Ihrer Geduld und Toleranz, und ich verbeuge mich tief auch vor der, die grade noch schlief, dessen Nase lief, warum blicken sie schief? Das sind eben meine Gedanken, deren Bilder sich ranken. Sie schauen auf die Uhr? Wie könne Sie nur, wollen Sie sich zanken? Warten Sie auf dem Flur, bis ich hier fertig bin, dann biege ich Sie hin… Wo war ich gleich nur?

Ach ja: Auch DAS ist Literatur.

© Eva Kuntschner, November 2001

Was ich schon immer sagen wollte

Gestern fuhr ich mit der Straßenbahn,

da sah ein Mann mich an,

und dieser Blick gefiel mir überhaupt nicht.

Er schaute mir nämlich nicht gleich in die Augen,

sondern gaffte ganz dämlich zuerst mal auf meinen Busen,

auf alles unter den Blusen und Pullis und Hosen

mit einem ganz großen

und ungenierten Blick.
Was ich schon immer sagen wollte weiterlesen