Mayonara!

August Beckers Chronik vom Samstag, den 22. 12. 2012 

Wir haben’s ja alle gewusst: es wird nicht passieren. Und es ist nicht passiert. 

Ich sitze seit Langem mal wieder im Aquarium (für Nichtgrazer: im Glasvorbau des Opern Cafés), gleich neben der nach Westen verlegten Türe, bei der mit jedem Gast, der ein- und ausgeht, die Winterkälte hereinzieht, gottlob nur –1 °C, also grad soviel, dass man nicht vollends versinkt in fahrlässiger Wohligkeit und mit frierenden Waden nochmals revue pas­sieren lässt, was gestern tatsächlich abgelaufen ist im Kopfe von Sheik Yerbouti, ihr wisst schon, des Herrschers von al Ahrám, der Brielmann-Fillen gegen Ferraris eintauscht und der die stets verregneten Lesungen einer bestimmten Grazer Autorengruppe zwecks Wasser­gewin­­nung in sein Wüstenreich ver­legen möchte. 

Dieser Sheik Yerbouti hat also Folgendes vernommen: wir haben uns gerirrt mit dem Welt­untergang. Der 13. Bak‘tun war gar nicht der letzte, es gibt auch noch einen vierzehnten, und in 394 Jahren wohl auch noch einen fünfzehnten. Und der Gott, der erscheinen sollte, ist gar kein Endzeitgott. Na, bumm. Wir hätten schlicht diese Stele der Mayas besser lesen sollen. Die Mayas sind nicht schuld, wir, die uninspirierten Technodeppen, haben es wieder einmal vermas­selt, wie auch schon bei der Verschmutzung von Erde, Feuer, Wasser und Luft, bei der Ausrot­tung zahlloser Tierarten und der Vernichtung zahlreicher Kulturen. 

So oder so ähnlich stand oder schallte es gestern in oder aus allen Medien. Keine Rede da­von, dass auch eine richtig übersetzte Maya-Stele kompletten Humbug geliefert haben könnte, weil auch die Mayas nicht unfehlbar waren. Oder wie sonst wäre erklärbar, dass ihr Kalen­der einen Zyklus von mehr als 5000 Jahren umfasste, mithin also einen längeren Zeit­raum als ihre Kultur überdauert hat? Offenbar haben sie ihren eigenen Niedergang nicht vorhergesehen. Aber ihr Kalender war doch der komplizierteste aller Zeiten! Na und? fragt der ungläubige Scheich. Ist kompliziert immer gut oder gar besser? 

Mitnichten! Gerade das Nichtwissen um zentrale Vorgänge gebiert Megahalden von angeb­lichem Wissen mit reichlich darauf wachsenden Irrtumspyramiden. Beispiele gefällig? Wie wär‘s mit einem Klassiker, dem „Hexenhammer“? 400 Seiten genaueste Beschrei­bung, wie man eine Hexe erkennt, überführt und „heilt“. 400 überflüssige Seiten, die tausende über­flüssige Inquisitoren zur Folge hatten, zehntausende überflüssige Prozesse und fast ebenso­viele Hinrich­tungen, Tierquälereien nicht mitgezählt. Oder die „Zyklen“ der Wirt­schafts­for­scher: endlose Tiraden über Bilanzen, die sich schlussendlich als gefälscht heraus­stellen. Ganz zu schweigen von den drei meistgedruckten Büchern der Welt, deren Inhalt mit den Sätzen „Es gibt keinen Gott“, „Kommu­nismus funk­tioniert nicht“ und „Die Kultur bestimmt den Men­schen, nicht sein Erbgut“ in Grund und Boden versinkt. 

Merkt euch also, Leute: wo Wissen sich auftürmt, fehlen zumeist die großen Erkenntnisse. Gerade seine Kompliziertheit legt nahe, dass der Maya-Kalender Humbug ist und seine Erfin­der nur planlos herumgeschustert haben an der Zeit. Sie sahen die Gestirne, konnten sie aber nicht deuten, und waren so schließlich hilflos der Dürre und den Spaniern ausge­liefert. Ein einziger Satz, nämlich „Die Zukunft steht nicht in den Sternen“ hätte genügt, um sie zurück zu bringen auf den Pfad der Erkenntnis. Mayonara, bis in 394 Jahren!

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