Moritat

Komm, mein Liebes, lass dich küssen,

schauen wir uns zärtlich an,

bevor wir in die Büsche müssen,

wo uns keiner stören kann

Nasses Gras soll uns nicht kümmern,

liegen wir hier nicht bequem?

Siehst du auch den Vollmond schimmern?

Ist meine Hand hier angenehm?

Ja, du scheinst es zu genießen,

langsam steigert sich dein Stöhnen…

erlaub´ mir, deinen Hals zu küssen,

deinen glatten, bleichen, schönen –

selbst schuld, jetzt gibt es kein Halten,

ratsch! da geht der Rock entzwei-

von der Bluse mit den Falten

springen Knöpfe, eins, zwei, drei…

doch das scheint dir zu gefallen,

gern und eifrig hilfst du mit.

Sowie die letzten Hüllen fallen,

kriegst du erst richtig Appetit!

Nichts da! Erst lass ich dich schmoren

Bis du fast vergehst vor Lust,

um dann den Ast in dich zu bohren,

dass du vor Schmerzen speien mußt.

Panisch schreiend, halb erstickend –

interessiert seh ich dir zu –

bäumst du dich auf, ins Leere blickend,

ein letztes Zucken, dann ist Ruh´.

Langsam fange ich mich wieder,

bett´ dich sacht ins weiche Moos,

streichle deine blutigen Glieder,

schmück dein Haar mit Buschwindros´,

mit Efeu deine Stirn, die bleiche.

Brüste starren farnbekränzt,

deine seltsam schöne Leiche

schimmert wächsern mondbeglänzt…

Voll Zärtlichkeit seh´ ich dich liegen,

bräutlich schön zurechtgemacht…

ich reiss´ mich los, das muß genügen

bis zur nächsten Vollmondnacht.

© Maria Edelsbrunner

Werbung

Ein Gedanke zu “Moritat”

Schreib uns etwas!

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s