die tage sind lang
sehr lang
dauern
von nacht
bis nacht
bis nacht
immer lächeln
gelingt mir
nicht
die menschen
die kommen
sind seltsam
oft
viele kennen mich
sagen
ah sie zu sehn
wie ein sonnenstrahl
ich denke nicht darüber nach
ich gebe kaffee und kuchen
manchmal brot
öfter nichts
dann hör ich nur zu
dann schließ ich die augen
und höre zu
elli kommt immer
sie trägt ein gelbes stirnband
über die ohren rutscht es
drückt die frisur in den himmel
sie bringt eigene
papiersackerl mit
und sagt
man spart wo man kann
spart man
jaja
und ihre stimme
rutscht in den himmel
wie ihre frisur
jaja
so ein hübsches kind
jaja
der sonntag und ich
eine zweckgemeinschaft
geliebt und gehaßt
der sonntag haßt mich
das gefühl hab ich manchmal
er liebt mich auch
seltener
liebt er mich
wenn ich aufpasse
erkenne ich die menschen
wie sie auf und ab laufen
wie sie unsicher sind
wie sie nach ihrem geld suchen
wie sie nicht den unterschied kennen
zwischen cappuccino und melange
ich erkläre
ruhig
mit tiefer stimme
die frau
die alle preise wissen will
jeden einzelnen preis
dazwischen immer aha! sagt
mit dem finger
in die vitrine zeigt
und das? fragt
aha
und DAS?
ich erkläre
(ruhig
mit tiefer stimme)
dann
trinkt sie eine flasche bier
jedesmal
dieselbe
prozedur
sie trinkt bier und schaut grimmig
so grimmig
nur einmal
da hat sie gelächelt
als ich zu singen begann
in meinem leeren laden
nur sie und ich waren da
und das gebäck
und da sang ich
das heideröslein für sie
und da hat sie gelächelt
was grotesk wirkte
die linien um ihren mund
die harten linien
die sträubten sich
die wehrten sich
und als sie es bemerkte
da sagte sie
halt dein maul
und ich sang weiter
unbekümmert
bis sie ging.
© 2002 Lisa-Maria Lienbacher