Porto Bello Girls: Erstes Kapitel

Mitte der Zweitausendnuller Jahre, irgendwo im Süden Österreichs:

Samstag

(1)

An der Kreuzung zweier leidlich dicht befahrener Innenstadtstraßen liegt ein Park der so klein ist, dass er die Bezeichnung Park eigentlich kaum verdient. Ein lieblos bepflanztes Blumenbeet, von brüchigem Beton gerade einmal notdürftig umrahmt. Ein sternförmiger Kiesweg und insgesamt vier grüne Plastikbänke. – Um es mit einem treffenderen Wort zu sagen: Ein Hundekotmagnet.

Auf einer dieser Bänke sitzt Paul. Und das ist kein Zufall, denn es ist seine Bank, nur sie kann er vom Küchenfenster seiner Wohnung aus beobachten. Paul lächelt. So stark ihm der spätherbstliche Wind im Moment auch ins Gesicht fährt, er spürt die Kälte nicht. Zu schön sind die Gedanken an das Mädchen, das er eines Tages hier entdecken wird, wenn er seinen Blick durchs dampfende Spaghettiwasser gleiten lässt. Ein Mädchen in einem geblümten Sommerkleid und er wird sich nicht sicher sein, ob das Dampf ist, der seine Küchenfensterscheibe beschlagen hat, oder doch ihre Tränen, die er über die weite Distanz ja niemals erkennen dürfte. Porto Bello Girls: Erstes Kapitel weiterlesen

Werbung

Porto Bello Girls: Kurzinhalt

Kurzinhalt:

Paul Richter verbringt seine Tage zunehmend in einer Traumwelt. Seit ihn seine Freundin verlassen und er auch seinen Job verloren hat, ist die Fernsehserie „Die Porto Bello Girls“ das einzige, das seinen Tagen noch etwas Struktur verleiht. Zu ihren Protagonisten hat er intensivere Beziehungen aufgebaut, als zu den meisten realen Menschen. Zu seiner Familie, bestehend aus seinem Vater und der 18 jährigen Schwester Eva, lebt er sehr distanziert.
Porto Bello Girls: Kurzinhalt weiterlesen

Die Archäologin – Leseprobe

Die Skelette.

Die Erde hält seit Jahrtausenden die Knochen fest, fixiert ihre Körperhaltung, die Momentaufnahme Sterbender. Eine Frau, ein Mann, die Kinder. Eine ermordete Familie.

Vier Meter über ihnen wuchert eine Wiese mit kniehohen Grashalmen, saftigen Brennnesseln, Löwenzahn und Disteln. Grillen sind laut, und heuer gibt es viele Schnecken. Es ist ein kleines Stück Land, das niemanden interessiert und wo niemand hinkommt, denn was hat man schon hinter der Friedhofsmauer zu suchen, bei all den Brennnesseln und den Insektenschwärmen? Man würde nur vermoderte Kränze oder gebrochene Kerzenbecher aus rotem Plastik finden, die von den Friedhofsbesuchern nach Allerseelen über die Mauer geworfen wurden.
Die Archäologin – Leseprobe weiterlesen