Literarischer Zweck des Projekts: Beschreitung neuer Wege in der Zusammenarbeit mehrerer AutorInnen.
AutorInnen gelten als zurückgezogene ArbeiterInnen – das stimmt nicht für alle! GRAUKO lebt seit 12 Jahren vor, wie befruchtend literarischer Austausch sein kann. Nun will GRAUKO einen Schritt weiter gehen und seine Erfahrungen in der schriftstellerischen Zusammenarbeit öffentlich zugänglich machen. Die Herausforderung ist hierbei zweifach:
Erstens liefern die AutorInnen von GRAUKO ein gemeinsames Werk.
Zweitens gewährt GRAUKO allen Interessierten Einblick in den dynamischen Entstehungsprozess dieses Werkes. Auf dem Blog grauko.at werden ab Phase 2 (s.u.) spontane Entwicklungen, Fortschritte, Konflikte und die aktuellen Fassungen des Werks offen gelegt.
Thema des Textes: der angeblich durch den Maya-Kalender für den 21.12.2012 prognostizierte Weltuntergang
Generelles Konzept: 7 AutorInnen generieren in eigenständigen Texten je eine/n Protagonistin/en, die/der die sechs Tage vor dem 21.12.2012 aus ihrer/seiner Sicht erlebt.
Ereignisse, die alle ProtagonistInnen in gleicher Weise betreffen, sind Bürgerproteste gegen den zunehmenden Schwerverkehr in Graz, der Wintereinbruch mit besonders tiefen Temperaturen und eine geheime Riesenbaustelle unter dem Andreas-Hofer-Platz, die sich als unterirdisches Einkaufs- und Vergnügungszentrum herausstellt, welches am 22.12.2012 eröffnet werden soll. Der Ablauf dieser Rahmenereignisse ist in einem Zeitplan festgehalten, der jeder/m AutorIn zur Verfügung steht.
Weitere gemeinsame Elemente sind:
– sog. öffentlichkeitswirksame Ereignisse. Jede/r AutorIn kann in seinen/ihren Text maximal ein zusätzliches Ereignis einbauen, das die anderen Texte beeinflussen wird, wie z.B. den Einsturz einer Brücke, und deshalb den übrigen AutorInnen in Phase 0 (s.u.) mitgeteilt werden muss.
– die tägliche Kolumne eines Journalisten, die von einer/m der AutorInnen für jeden der sieben Tage verfasst wird und in welche die anderen AutorInnen bei Bedarf Einsicht nehmen können (das entspricht dem Lesen oder Nichtlesen der Kolumne)
– die gemeinschaftliche Beschreibung des siebten Tages (des 21.12.2012, s. Phase 3), an dem sich zufällig alle ProtagonistInnen in besagtem Einkaufszentrum treffen. Man erfährt, wie sie die Stunden durchleben, bis die Erde entweder untergeht oder sich weiter dreht.
Durchführungsplan:
– Phase 0: Erstellung des Zeitplanes und der zugehörigen öffentlichkeitswirksamen Ereignisse bis 31.03.2012
– Phase 1: Beschreibung der ProtagonistInnen in den sechs Tagen vor dem 21.12.2012 durch jede/n Autor/in bis 23.06.2012. Über diese Texte gibt es keine Kommunikation zwischen den AutorInnen. Die Qualitätssicherung der Texte erfolgt durch eine externe Lektorin.
– Phase 2 (Lesephase): Beim routinemäßigen GRAUKO-Treffen werden am 23.06.2012 alle 7 x 6 Textpassagen nach Ereignistagen geordnet vorgelesen. Weiteres Nachlesen der Texte durch die AutorInnen bis zum 30.06.2012.
– Phase 3: gemeinsame Arbeitswoche 01. – 07.07.2012 in Murter / Kroatien, in der die gemeinschaftliche Beschreibung des siebten Tages erfolgt. Da nicht alle AutorInnen von Grauko die Reise nach Murter mitmachen können, werden die Daheimgebliebenen vor der Abfahrt nach Murter die globalen und überregionalen Ereignisse beschreiben (also alles, auf das die ProtagonistInnen keinen Einfluss haben). Dieser Text ist den anderen nicht bekannt und wird bei der weiteren Arbeit parallel zur erzählten Zeit verlesen und in den entstehenden Text eingearbeitet
– Phase 4: Korrektur allfälliger textlicher Unstimmigkeiten bis 31.08.2012.
Publikationsweg:
Erste Präsentation der Ergebnisse: beim „Stadtlesen“ in Graz vom 30. August bis 2. September.
Die Texte aus Phase 1 und 3 ergeben den Gesamttext. In der endgültigen Version werden die Texte aus Phase 1 umformatiert und parallel abgedruckt, um zu zeigen, wie unterschiedlich die als roter Faden vorgegebenen Ereignisse von verschiedenen Personen wahrgenommen werden.
Neben dem Text selbst wird GRAUKO auch das Vorankommen des Projekts ab Phase 2 (s.o.) im Internet und bei öffentlichen Veranstaltungen dokumentieren.
Anmerkung. Auch die vorliegende Projektbeschreibung ist ein Gemeinschaftstext.
Anhang: Zeitplan der Rahmenereignisse in den 7 Tagen
Sa, 15.12.12 |
Erneute Proteste von Innenstadtanwohnern, die von ungewöhnlich starkem Verkehr schwerer LKWs vor allem in den Nachtstunden berichten. Von offizieller Seite wird entgegnet, dass aktuelle Verkersstatistiken kein erhöhtes Aufkommen ausweisen. |
So, 16.12.12 |
Der erste Schnee des Jahres sorgt für Behinderungen im Straßenverkehr. Vorbote des Russlandtiefs. Tagestemperatur –14°C |
Mo, 17.12.12 |
Das Tief schlägt voll durch: -31°C ! Rohre bersten. |
Di, 18.12.12 |
Obdachlose entdecken die Baustelle des fast fertigen Subterranen Superzentrums (SubSup).
Natürlich bietet die unterirdische Entdeckung in den nächsten Tagen Anlass für wildeste Spekulationen: Bricht hier das Raumschiff aus der Erde, das am 21. aufsteigen und die Welt zerstören wird? Oder haben es ein paar Superreiche bauen lassen, um die Erde kurz vor ihrem Untergang verlassen zu können?
Auf jeden Fall wird Graz binnen kurzem ein Gegenstand für Verschwörungstheoretiker aus aller Herren Länder. |
Mi, 19.12.12 |
Die Marketing-Abteilung des SubSup ändert rasch ihre Strategie. Statt einer überraschenden “Hurra, wir leben noch” Eröffnung am 22.12. gibt es schon einen Tag davor die Gelegenheit zum “Einkauf für die Ewigkeit.” |
Do, 20.12.12 |
Die Öffentlichkeit erfährt offiziell vom bevorstehenden Event. |
Fr, 21.12.12 |
Die ProtagonistInnen besuchen aus verschiedenen Gründen die Eröffnung des SubSup und treffen in einem Fahrstuhl zusammen, der bei seiner Jungfernfahrt steckenbleibt. |